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Wann sich die Solaranlage auf dem eigenen Hausdach lohnt
DK Medien GmbH & Co.KG – Delmenhorster Kreisblatt
erschienen am 08. Dezember 2022
von Dirk Hamm
Die Nachfrage boomt: Mitarbeiter von Meyer Technik installieren eine Solaranlage auf einem Flachdach.
Angesichts stark steigender Energiepreise und der Ungewissheit über die zukünftige Preisentwicklung erscheint der Umstieg auf eigenproduzierten Strom aus der Sonnenenergie für immer mehr Eigenheimbesitzer als ein lohnender Schritt. Das schlägt sich ganz deutlich in den Auftragsbüchern von Meyer Technik in Ganderkesee nieder. Die Firmengruppe ist unter anderem auch auf die Planung, Installation und Wartung von Photovoltaik(PV)-Anlagen spezialisiert. Die Zahl der Anfragen von privater Seite hat sich nach Angaben von Geschäftsführer Lukas Bäcker innerhalb weniger Jahre vervielfacht.
Zahl der Anfragen bei Meyer Technik hat sich vervielfacht
Waren es im Jahr 2019 noch knapp 200 private Haushalte, die sich für die Anschaffung einer Solaranlage auf dem eigenen Hausdach interessierten, so berichtet Bäcker auf Nachfrage, stieg diese Zahl 2020 auf knapp 350 und 2021 auf rund 550. Und im laufenden Jahr hat sich das Interesse an dieser Art der Nutzung erneuerbarer Energien noch einmal kräftig ausgeweitet: „Bis Mitte Februar hatten wir schon 250 Anfragen, hochgerechnet auf das ganze Jahr wären das rund 2000 Anfragen“, sagt Bäcker. Zum Vergleich: Das Unternehmen baue im Jahr rund 120 PV-Anlagen für Privatkunden auf.
Wie gut eignet sich das eigene Hausdach für eine PV-Anlage?
Ob das eigene Hausdach sich für die Installation einer Photovoltaik- oder Solaranlage eignet, können Bürger im Landkreis Oldenburg über das neue „Solar- und Gründachpotenzialkataster“ für fast jedes Gebäude im Kreisgebiet im Internet recherchieren. Mit der Web-Anwendung lassen sich beispielsweise für die Installation einer Photovoltaikanlage der potenzielle Stromertrag pro Jahr, die Amortisationsdauer sowie der individuelle Autarkiegrad (also wie viel Strom bei Betrieb einer bestimmten PV-Anlage noch hinzugekauft werden muss) berechnen. Interessierte können so unverbindlich erfahren, welche Möglichkeiten die eigene Immobilie etwa für die eigene Stromerzeugung besitzt. Die Datengrundlagen stammen vom Land Niedersachsen und sind von einem Büro für den Landkreis ausgewertet worden. Die Ergebnisse der Potenzialberechnungen können als PDF-Dokument gespeichert, gedruckt und so als Grundlage für weitere Planungs- und Umsetzungsvorhaben genutzt werden.
Lohnt es sich denn als Besitzer eines Einfamilienhauses überhaupt, auf die Solarstromgewinnung zu setzen? Die Antwort ist kompliziert und ganz einfach zugleich. Kompliziert deswegen, weil es laut dem Fachmann viele Faktoren gibt, die in eine Wirtschaftlichkeitsberechnung einfließen: Welche Dachfläche steht zur Verfügung? Welche Stromverbraucher habe ich im Haus? Wird der Solarstrom auch für das „Auftanken“ eines Elektrofahrzeugs verwendet? Ganz zu schweigen von der erwähnten Unklarheit über die künftigen Stromtarife, die nicht mehr zu berappen sind, wenn der Strom für Kühlschrank, Licht und Waschmaschine von den Solarmodulen auf dem Dach kommt.
Je höher der Stromverbrauch, desto mehr lohnt sich der Betrieb einer PV-Anlage
Doch nun zur einfachen Antwort, zu einer generellen Feststellung: „Die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage ist fast immer gegeben, wenn geeignete Dachflächen vorhanden sind und der Eigenverbrauch optimiert wird“, sagt Lukas Bäcker. Mindestens 50 Quadratmeter Dachfläche sollten belegt werden können und kein Schattenwurf die Sonneneinstrahlung auf die Module beeinträchtigen. Das Dach kann nach Süden oder in der Ost-West-Achse ausgerichtet sein. Bei einem Flachdach werden die Solarmodule aufgeständert. Laut Bäcker gilt generell: Je höher im eigenen Haushalt der Stromverbrauch ist, desto wirtschaftlicher ist eine PV-Anlage.
In der Stadt Delmenhorst sind im laufenden Jahr 2022 77 Solaranlagen neu installiert worden. Dies entspricht nach Angaben des Solaranlagen-Preisvergleichs Selfmade Energy einem Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine Analyse des Portals im Anlagenregister der Bundesnetzagentur zeige, dass das Wachstum in Delmenhorst über dem bundesweiten Durchschnitt aller deutschen Städte liegt (7,7%). Die Gesamtzahl der auf den Dächern von Delmenhorst installierten Solaranlagen beträgt den weiteren Angaben zufolge aktuell 677.
Natürlich scheint im Nordwesten die Sonne nicht den ganzen Tag, und schon gar nicht nachts, wenn das E-Auto an der Wallbox hängt und aufgeladen wird. Dass der Strom aus eigener Produktion auch wirklich dann, wenn er gebraucht wird, zur Verfügung steht, ist dennoch sichergestellt, betont der Meyer-Technik-Geschäftsführer: „Wir bauen keine Anlagen für Einfamilienhäuser mehr ohne Speicher.“ Und etwa mit dem Einsatz von Zeitschaltuhren, mit dem sich der Betrieb von elektrischen Geräten im Haushalt steuern lässt, könne der Eigenverbrauchsanteil, der nicht ins Stromnetz eingespeist wird, noch gesteigert werden. Liege dieser bei PV-Anlagen ohne Speicher bei vielleicht 20 bis 30 Prozent, so Bäcker, sorge der Batteriespeicher für eine Steigerung auf 70 bis 80 Prozent.
Mehrwertsteuer auf bestimmte Anlagen entfällt 2023
Hinsichtlich der Kosten einer PV-Anlage nennt Lukas Bäcker einen zu investierenden Betrag von circa 2000 Euro pro Kilowatt-Peak (kWp) Leistung, ausgehend von einer 10-kWp-Anlage und inklusive Speicher - wird die Anlage kleiner geplant, werde es teurer, umgekehrt werde es günstiger. Wie tief am Ende genau in die Tasche gegriffen werden muss, variiere aber stark, je nachdem wie viel am Elektroanschluss umgebaut werden muss und wie aufwendig die Montage ist. Ein entlastender Faktor: Ab 2023 falle die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf PV-Anlagen im Bereich der Einfamilienhäuser und mit einer Leistung von 30 kWp weg.